Am 21. August sollte es soweit sein. Das Radrennen des Jahres stand bevor. Um genau zu sein, das größte Jedermannrennen Europas: die EuroEyes Cyclassics in Hamburg.
Spontan fragte mich eine andere Bloggerin, ob ich nicht Lust hätte einen Tag zuvor beim sog. RAD RACE zu starten. Ich schaute mir die Sache kurz an und sagte spontan zu – wohlwissend, dass meine Qualitäten eher in der Ausdauer als im Sprint liegen.
Das RAD RACE oder besser der RAD RACE Battle ist ein Rennformat, bei dem Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau von einer Rampe Sprint fährt. Der Bessere kommt weiter, der schlechtere scheidet aus. Bis am Ende nur noch einer übrig bleibt. Bei den Frauen waren 32 gemeldet. Da einige nicht erschienen rutschte ich also von der Warteliste ins Teilnehmerfeld. Was mich dort erwarten sollte: Ich würde den Großteil der Teilnehmer mal als die Florian Neuschwanders des Radsports bezeichnen. Definitiv mit viel Style und definitiv krass schnell!
Als ich sah, wer meine Gegnerin sein sollte, wurde mir bereits etwas mulmig. Ines Hinrichs, später Platz 5, vom Harburger RC hatte schon das ein oder andere Radrennen gewonnen. Ich hab vor allem an Erfahrung gewonnen. Doch eins nach dem anderen. Vor dem Start konnten wir uns einerseits auf frei laufenden Rollen aufwärmen (also, für mich war’s das erste Mal, entsprechend musste ich mich stets am Geländer festhalten) und andererseits den Start von der Rampe üben. Hier wird man von einem Helfer gehalten, klickt ein und fährt auf einen Countdown folgend los. Doch welchen Gang wählt man für so etwas? Nach meinem Rennen gegen Ines kann ich klar sagen: den größt möglichen, der noch gut fahrbar ist. Mein Fehler war (neben dem fehlenden Training) einen etwas zu niedrigen Gang gewählt zu haben. Wer schaltet verliert auf der Sprintstrecke von 190m nämlich zu viel Zeit. Vom Start kam ich super weg (siehe Video), doch dann wurde ich alsbald überholt.
Durch diese Niederlage blieb mir entsprechend mehr Zeit und Energie für die Cyclassics 100 am nächsten Tag.
Ab 8 Uhr begannen die einzelnen Startgruppen (A bis O) ihr Rennen. Mit meiner erwarteten Durchschnittsgeschwindigkeit von 32 km/h wurde ich in Gruppe M eingeteilt. Entsprechend konnte ich etwas länger schlafen und erst ab 9 Uhr in die Pedale treten. Bei strahlendem Sonnenschein benötigte ich lediglich Armlinge – perfekt! Vor allem im Vergleich zu meinem letzten Radrennen, dem Velothon Berlin 2014 (Dauerregen!) war dies wahrlich angenehm.
Vom Start weg kam ich gut in Fahrt und schloss mich immer wieder verschiedenen Verfolgergruppen an. Ab geschätzt Kilometer 20 hatte sich ein harter Kern herauskristallisiert, dem ich mich anschloss. Das Ziel unter 3 Stunden zu bleiben wollte ich insgeheim ja doch etwas unterbieten. 😉 Die wellige Strecke führte uns in den Süden Hamburgs und vor allem Harburgs. Insgesamt waren knapp 500 Höhenmeter zu bewältigen, wobei ich keine heftige Steigung verzeichnen konnte. Dies ist freilich immer Ansichtssache. Denn bei einigen Anstiegen konnte ich als Weinbergradlerin doch den ein oder anderen Herren überholen. Auch übernahm ich immer mal wieder die Führungsarbeit in unserer kleinen aber feinen Gruppe. Im Vergleich zu Berlin, wo ich noch große Probleme hatte in der Gruppe zu fahren, lief diesmal alles sehr rund und auch bei den Kurven traute ich mich etwas mehr – wenngleich ich auch hier noch weiter trainieren kann!
Die Strecke selbst ist abwechslungsreich und führt durch viele kleine Vororte. Ein absolutes Highlight habe ich allerdings außerhalb der Großstadt vermisst. Dafür trumpft die Hansestadt richtig auf: Vom Start in der Hafencity geht es über die Köhlbrandbrücke gen Süden – genialer Ausblick auf den Hafen inklusive. Auch in Richtung Ziel werden mehrere Brücken passiert bevor es zum Schlussspurt auf die Mönckebergstraße geht. Doch bevor wir diesen antreten konnten, mussten wir noch einmal komplett abbremsen und etwa eine Minute warten, um die Schnellsten der 155km langen Runde passieren zu lassen. Bei aller Sportlichkeit empfand ich es doch als sehr ungünstig, dass uns so Zeit obendrauf geschlagen wurde. Hier wäre eine Zeitmessung toll, um die Wartezeit von der Endzeit abziehen zu können.
Wenngleich das Warten schnell vergessen war dank der atemberaubenden Atmosphäre auf der Mönckebergstraße. So muss es sich in Paris anfühlen. Wahnsinnig viele Menschen, die einen anfeuern. Da kann man nicht anders als alles zu geben und dabei ein Dauergrinsen im Gesicht zu haben. Danke Hamburg für diese tollen Gänsehautmomente! Nach 2:49 (ohne Wartezeit) erreichte ich schließlich den Zielbogen und konnte die wirklich wunderschöne Medaille und mein verdientes Bier (alkoholfreies Erdinger)in Empfang nehmen.